Hallo,
sollte man erst eine Politur und dann ein Wachs verwenden oder kann man auch ein Kombimittel (Sonax - Politur und Wachs in einer Flasche) verwenden (und spart damit einen Arbeitsschritt)?
Ist es richtig, daß man die Mikrofasertücher nicht zum Ausreiben des Wachs nimmt, sondern hierfür Baumwolltücher oä. da man mit dem Mikrofasertuch eher das Wachs "wieder runterreibt"?
Das ist wie mit den Ganzjahresreifen: Die funktionieren auch, aber eben nicht so gut wie reine Sommer- oder Winterreifen.
Mal was Grundsätzliches an dieser Stelle, so zur Übersicht und Begriffsunterscheidung (hatte ich schon mal an anderer Stelle):
Unterschiede zwischen Politur, Wachs und Versiegelung
Wachs
Ein Wachs "liegt" in der Regel nur auf der Lackoberfläche, während eine
Versiegelung, meistens auf Polymer-Basis, eine Verbindung mit dem Lack, bzw. mit der Oberfläche eingeht.
Eine Versiegelung hat auch eine höhere Dichte gegenüber einem Wachs, und
aus diesem Grund lassen sich z.B. Insekten bei Versiegelungen leichter
entfernen.
Liquid Glass scheint momentan die einzige Versiegelung zu sein, welche
modular aufgetragen werden kann.
Somit kann man auf die vorher aufgetragene Schicht aufbauen.
Dieses geht mit einem Wachs nicht oder nur zum Teil.
Bei Aristoclass z.B. soll ab der 3. Schicht des Premium-Wachs Schluß sein,
ein weiteres Aufbringen funktioniert nicht mehr.
Versiegelung
Die Versiegelung einer Lackoberfläche ist die Effektivste Art seinen Lack zu
Schützen, so spart man sich unnötige Polierungen und damit dem mechanische
Abtragungen der Lackoberfläche.
Die schon angesprochenen „Täler und Berge“ werden somit angeglichen, so
entsteht eine „ebene“ glatte Oberfläche von der das Licht sehr gut
Reflektiert wird und somit ein hoher Glanzgrad entsteht.
Weiter ist der Lack somit gegen Umwelteinflüsse geschützt, UV-Strahlung ,
Chemie, Vogelkot, Insektenleichen, Baumharze usw..
Zur Info, auf einen unbehandelten/ungeschützten Lack ,bei ca. 15-25 Grad
Außentemperatur und Sonneneinstrahlung, braucht ein „Vogelkotklecks“ nur 1
Stunden um sich in die Lackoberfläche einzufressen.
Eine restlose Entfernung ist dann nicht mehr möglich, es bleibt ein
„Schatten“ zurück.
Auch Insektenleichen können sich in den Lack „Einbrennen", diese sind zwar
nicht so Aggressiv, wie Vogelkot aber über Tage bei Sommerlichen
Temperaturen geht das auch.
Versiegeln kann man auf mehrere Arten und Produkten.
- Wachse, i.d.R. kurze Standzeiten, Putzempfindliche Oberflächen, viel
Nacharbeit erforderlich … eher für Pflege Profis, bzw. „Jeden Samstags
Putzer“.
- Versiegelung, das kann z.B. Liquid Glass sein oder Teflon, Polymeer
Produkte, viel längere Standzeiten, pflegeleichter auch für „Normale“
Autofahrer ohne Hang zur intensiven Pflege gut nutzbar.
Für den normalen Autofahrer bietet sich die Professionelle Versiegelung beim
Profi an, der Vorteil dabei, schnelle Fachgerechte Arbeit und „Mühelos“
für den Fahrer.
Die Standzeit ist dabei bis zu 12 Monaten, je nach Umgebungsspezifikationen
(Waschstrassen, Laternenparker etc.).
Wachse sind auch eine gute Versiegelungsart, leider ist die Standzeit bei
diesen Produkten, egal was die Werbung suggeriert, nicht sehr hoch.
Wer sein Fahrzeug allerdings in regelmäßigen Abständen Pflegt, für den ist
dieses kein Problem.
Die gewachste Oberfläche ist auch „Empfindlicher“ auf „Mechanische“
Bearbeitung : Abledern , Putzen usw..
Da bietet sich ein Baumwolltrockentuch zur Trocknung an, bei Oldtimer
Fahrer schon lange benutzt, ist dies, die schonenste Art der Trocknung.
Zur Anwendung :
Neue Lacke (Werkslackierung), werden bei ca. 120 Grad eingebrannt, somit
„Lüftet“ der Lack sehr schnell aus .
In der Regel kann man so einen Neuwagen nach 14 Tagen versiegeln.
Da aber die Fahrzeuge von der Produktion bis zur Auslieferung ca. 14 – 1
Monat brauchen, kann man sofort „loslegen.
Bei Nachlackierungen oder Neulackierungen sieht die Sache schon wieder
anders aus, diese werde bei max. 80 Grad eingebrannt, dort muss der Lack
länger ablüften, ca. 2-3 Monate, danach kann auch dort eine Versiegelung
aufbringen.
Eine Versiegelung erhält also den Wert des Fahrzeugs und auch den Optischen
Glanz.
Politur
Polituren oder Lackreiniger - es gibt die unterschiedlichsten Arten für die verschiedensten Anwendungen :
- milde Polituren, sind meist Lackreiniger mit sehr wenig
Schleifmittelanteilen, diese eignen sich sehr gut für neue & neuwertige
Lacke.
- mittlere Polituren, sind Lackreinger mit höheren Schleifmittelanteil,
für die Verwendung bei älteren Lacken gedacht.
- "starke" Polituren, sind Lackreinger für alte, stumpfe und stark
verwitterte Lacke.
Es gibt auch chemische Lackreiniger die fast ganz auf Schleifmittel
verzichten, wie z.B. der Pre Cleaner oder der Amigo von Prima, diese reinigen die Lackoberfläche nicht "mechanisch", somit kann man sie i.d.R. als mild bezeichnen.
Farbige Polituren, sind nach meiner Erfahrung nicht das, was sie versprechen, die Farbpartikel, welche die Kratzer "egalisieren" sollen, sind schnell
wieder vom Lack verschwunden auch ein sofortiges Auftragen von Wachsen bringt keine Besserung.
Für leichte Kratzer gibt es wiederum andere Polituren, Schleifpasten ect.,
nach deren Anwendung sind meistens (nein: immer) Nacharbeiten mit feineren Polituren
nötig.
Um z.B. eine Liquid Glass Versiegelung "aufzubrechen", braucht man z.B. den
Precleaner oder Scratch X von Meqiuars, bei 2 und mehr Schichten ist das
aber nicht in einem Arbeitsgang getan.
Man sollte sich immer vor Augen halten, beim Polieren wird mechanisch auf
dem Lack gearbeitet, feinste Sichten im µ-Bereich werden abgetragen.
Auf einem neuwertigen Lack bricht sich das Licht kaum, es wird also gut
zurückgeworfen, je schlechter die Oberfläche wird, um so schlechter
reflektiert sie, es bricht sich das Licht darin (u.a. im Kratzer usw.) .
Somit wird der Lack nicht mehr so glänzend.
Ein weitere Punkt ist, die Lackoberfläche ist nicht ganz eben, es gibt
„Täler und Berge“ .
In diesen Täler lagert sich Schmutz ab, diese tut sein übriges zum
„schlechten“ Lackbild.
Bei einer Politur wird dieser Schmutz aus den „Tälern“ entfernt .
Um Schmutzeinlagerungen auf dem Lack zu vermeiden, ist eine
Wachs/Versiegelungs-Schicht optimal.
Allgemeine Anwendungshinweise:
Ob natürliche Wachse oder neue technische Produkte wie Liquid
Glass - solche Produkte sollen immer mit dem weichsten verfügbaren
Arbeitsmitteln (Hochflor-Mikrofaser) ohne Druck und in
geraden Putzbewegungen aufgetragen werden.
Diese Arbeitstechnik vermeidet die Entstehung kreisförmiger
Haarlinienkratzer, die so genannten Hologramm-Effekte.
Auch darf man soche Produkte nie in praller Sonne und auf heißen
Lackoberflächen auftragen, denn das führt zur Verdampfung von Ölen und
Lösemitteln.
Das Produkt lässt sich dann nicht mehr leicht und gleichmäßig auspolieren
und bildet Schatten auf der Lackoberfläche.
Also grundsätzlich auf
kühlen Lackoberflächen, aber nicht unter 15 Grad
arbeiten, weil dann Wachse, Polymere und Polysiloxane nicht mehr aushärten
und schwierig auszupolieren sind.
Im Winter, bei niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit wird es
also kaum gelingen, ein Lackschutzmittel spurenfrei und ohne Schlieren auf
und abzutragen.
Es bleibt zudem in seiner Struktur zu weich und wird bei fälligen
Wagenwäschen allzu schnell entfernt."
Quelle: Christan Petzoldt
Meine eigene Erfahrung: Versiegelungen wie z.B. LiquidGlass haben tolle Standzeiten, reichen im Glanzgrad aber nicht an die Top-Wachse heran. Deren Nachteil ist wiederum, dass man alle 3 Monate (spätestens!) wieder einen Samstagnachmittag mit Auftragen und Auspolieren verbringen darf. Ist halt 'ne philosophische Betrachtung...
Und: Nachmittags um sieben im Spätsommer hat ein sauberere gepflegter Lack tausend mal mehr Glanz und Emotion als mittags im November.
LG
Dirk